Schutzkleidung gegen thermische Gefahren eines Lichtbogens

gemäß EN 61482-2:2020, EN IEC 61482-1-1:2019 und EN 61482-1-2:2014 für Arbeiten unter Spannung

Die Norm EN 61482-2:2020 beschreibt Anforderungen für Materialien und Kleidung, die gegen thermische Gefahren durch Störlichtbogen schützen. Es sind Beurteilungskriterien des Materials u. a. bezüglich Flammausbreitung, Zugfestigkeit und Weiterreißkraft festgelegt. Außerdem werden Anforderungen an das Bekleidungsteil bezüglich Ergonomie, Zubehör, Kennzeichnung und Nähte definiert.

Prüfverfahren zur Bewertung der Schutzkleidung

Die Norm legt die zwei zulässigen Prüfverfahren Arc-Rating-Test (ATPV) und Box-Test fest, deren Verfahren in zwei separaten Normen beschrieben sind.

EN IEC 61482-1-1:2019 – Arc-Rating-Test

In diesem Prüfverfahren wird der thermische Lichtbogenkennwert ATPV (Arc Thermal Performance Value) bei einem offenen Lichtbogen ermittelt. Der ATPV-Wert eines Materials ist die Einwirkenergie auf das Material, bei der ohne Aufbrechen des Materials mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit Verbrennungen zweiten Grades auftreten. Das Material muss mindestens einen ATPV von 167,5 kJ/m² (4 cal/cm²) aufweisen, um als Kleidung zum Schutz gegen Störlichtbögen eingesetzt werden zu können. Umso höher der ATPV, umso besser ist die Wärmebeständigkeit bei stärker einwirkender Lichtbogenenergie.

EN 61482-1-2:2014 – Box-Test

In diesem Prüfverfahren wird ein gerichteter Lichtbogen unter konstanten Prüfbedingungen in einem Niederspannungsstromkreis erzeugt. Die Prüfung bringt die Entscheidung, ob die Anforderungen an APC 1 oder APC 2 erfüllt sind:

Stollkurve

Gleichzeitig wird die Wärmedurchgangsenergie ermittelt, deren Wert unterhalb der Stollkurve liegen muss. Die Stollkurve ist das Kriterium für das Auftreten von Hautverbrennungen zweiten Grades in Abhängigkeit von thermischer Energie und Zeitdauer. Ein Vergleich bzw. ein Umrechnen der Ergebnisse der beiden Prüfverfahren ist nicht möglich, da beide Verfahren auf unterschiedlichen Prüfaufbauten und Prüfparametern basieren. Korrelationen können nur empirisch ermittelt werden.

Eurotest

Dieser Test ist ein weiteres Verfahren zur Prüfung der Bekleidung bei Einwirkung von Störlichtbögen – entwickelt durch einen Energieversorger als hauseigener Prüfstandard PIP001. Die Bekleidung wird nach Einwirkung eines nicht gerichteten Störlichtbogens (10 kA für 1 Sekunde) begutachtet. Es dürfen keine Löcher größer als 5 mm auf der Innenseite entstehen. Die Stollkurve und damit die Verbrennungen zweiten Grades werden ermittelt.

Einsatzgebiete

Diese Schutzkleidung eignet sich für elektrotechnische Arbeiten, bei denen thermische Gefahren eines elektrischen Lichtbogens bestehen, wie z. B. bei Arbeiten an Hausanschlusskästen, Kabelverteilerschränken, Unterverteilungen oder vergleichbaren Anlagen.


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